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Meet the Coolest Man on Earth: Wim The Iceman Hof

“I am just a man on a mission” // Wim “The Iceman” Hof // (c) www.wimhofmethod.com

Meet the Coolest Man on Earth: Wim The Iceman Hof

Wim Hof is convinced that we are on the brink of change of awareness and consciousness. He believes that his method, a combination of cold therapy, breathing techniques and meditation, does not only improve our physical and mental health, but can also alter our mindset and transform the way we live. 

(The following article is written in German. English version coming soon. Maybe.)

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Zieh dir was an, sonst verkühlst du dich. Sätze wie dieser sind Wim Hof fremd. Die Kälte ist sein Metier. Stundenlang badet der Niederländer im Eiswasser, taucht durch zugefrorene Seen, besteigt nur in Shorts bekleidet die höchsten Berge der Erde oder läuft nördlich des Polarkreises bei Minus 20 Grad Celsius einen Marathon. Der Mann, den sie The Iceman nennen, hält insgesamt 26 internationale Rekorde im Ertragen extremer Kälte – dank einer selbstentwickelten Methode, die es ihm ermöglicht, sein „inneres Feuer zu wecken“, wie er es nennt. Er ist überzeugt, dass die Wim Hof Methode, eine Kombination aus Atemtechnik, Kältetraining und Meditation, nicht nur leistungsfähiger macht und körperliche Beschwerden lindert, sondern auch die Lebenserwartung steigert und chronische Krankheiten heilt. Und er behauptet: „Jeder kann das lernen.“

Raus aus der Komfortzone.

Schon als Jugendlicher begab sich der heute 61-Jährige auf die Suche nach einer für ihn gangbaren Verbindung zwischen Körper und Geist; im Zen-Buddhismus, in der Gita des Hinduismus, im Yogasutra – und in der Kälte. Mit 17 Jahren wagte er zum ersten Mal den buchstäblichen Sprung ins kalte Wasser. An jenem Wintermorgen im Jahr 1977 bedeckte eine dünne Eisschicht den Kanal im Amsterdamer Beatrixpark. Das kalte Wasser zog ihn magisch an und Hof erinnert sich noch heute an den Moment, in dem aus jugendlicher Neugierde eine lebenslange Liebesbeziehung wurde: „Es fühlte sich großartig an und ich merkte sofort, dass es mir guttat.“ Seither bezeichnet er die Kälte als seinen Meister, sucht ihre Umarmung in den unwirtlichsten Gegenden dieser Welt. 

Dabei entdeckte er ihre therapeutischen Kraft, die entzündungs- und schmerzhemmende Wirkung, die positiven Effekte auf das Herz-Kreislauf-System, den Stoffwechsel, das Immunsystem, die Stimmung. Neu ist das alles nicht, das weiß auch Hof. „Ich bin Heilpraktiker, wie Pfarrer Kneipp,“ sagt er lachend. Was sein Kältetraining von der Kneipp’schen Methode unterscheidet, ist der spirituelle Unterbau: „Der moderne Mensch hat es sich zu bequem gemacht hat. Unser Lifestyle, unsere Ernährung, all das Materielle, das uns umgibt, erfordern es nicht, dass wir auf unseren Körper hören. Wir kennen ihn ja nicht mal, denn niemand hat uns beigebracht, ihn zu stimulieren und sein volles Potential zu entfalten. Deshalb werden wir krank.“ Indem wir uns absichtlich extremen Umweltbedingungen wie Kälte aussetzen, glaubt Hof, kann jeder Mensch diese verlorengegangenen Kräfte und Fähigkeiten schrittweise wiederbeleben. 

Atmen nicht vergessen. 

In der Kälte entdeckte er auch die zweite wesentliche Komponente seiner Methode: „Wenn man in kaltes Wasser eintaucht, schnappt man zunächst nach Luft,“ erklärt er, „daraus entwickelte ich meine Atemtechnik.“ Sie ähnelt der tantrischen Tummo-Meditation und besteht aus 30 bis 40 Atemzügen: tiefes Einatmen, sanftes Ausatmen – und anschließendem Luftanhalten. Das soll Leistungsfähigkeit und Ausdauer verbessern. „Früher waren Menschen dann zu Höchstleistungen fähig, wenn sie Gefahren ausgesetzt waren, denn der Körper schüttet dann Adrenalin aus,“ erklärt er. „Heute gelingt das durch meine Atemtechnik.“ 

Doch Hof behauptet, seine Methode vermag weit mehr, als teigige Großstädter in harte Kerle zu verwandeln: „Es geht darum, unser wahres Potential zu entdecken.“ Er ist überzeugt, einer fundamentalen Wahrheit auf die Spur gekommen zu sein, dem Schlüssel zu einem gesünderen, glücklicheren, längeren Leben. „Ich stellte fest, dass es einen Zusammenhang zwischen unserer Atmung und der Biochemie unseres Körpers gibt. Allein durchs Atmen können wir Kontrolle über autonome Körperprozesse erlangen.” Also solche, die vom Menschen normalerweise nicht direkt bewusst gesteuert werden können: Stoffwechsel, Hormonhaushalt, Körperkerntemperatur, Immunsystem. Wie diese Technik funktioniert, unterrichten Hof und sein Team überall auf der Welt – in Workshops, Vorträgen, über seine Website, sogar eine App gibt es. Seine Methode wirke hormonellen Störungen und Herz-Kreislauf-Erkrankungen entgegen, behauptet er dort. Sie könne körpereigene Cannaboide und Opioide aktivieren, Arthritis lindern oder Impotenz kurieren. Chronisch Kranke pilgern deshalb ebenso zu ihm, wie gestresste Manager, Sportler, Prominente. Der amerikanische Big-Wave-Surfer Laird Hamilton, das neuseeländische Rugby-Team „All Blacks“, Profi-Kämpfer wie der MMA-Fighter Alistair Overeem oder Schauspieler wie Russell Brand und Joel Kinnaman – sie alle suchen die Nähe des charismatischen Iceman.

Natürlich rufen seine Heilsversprechen auch Skeptiker auf den Plan: Der investigative U.S.-Journalist Scott Carney zog 2011 aus, Hof als Scharlatan und seine Methode als Hokuspokus zu überführen. Er beschloss, an einer der „Wim Hof Winter Expeditionen“ in das polnischen Dörfchens Przesieka teilzunehmen. 2.199 Euro zahlen Menschen für das Privileg, eine Woche lang in einem abgelegenen Bauernhaus im Riesengebirge von Hof persönlich gedrillt zu werden. Nach etlichen Atem-Sessions, Eisbädern und einer siebenstündigen Bergwanderung durch den Schnee, verwandelte sich der Skeptiker Carney in einen begeisterten Hof-Anhänger. In einem Buch schilderte er schließlich seine Erlebnisse: „What Doesn’t Kill Us“ landete 2017 auf der Bestseller-Liste der New York Times

Mission glücklich, stark, gesund. 

Ist Hof ein Guru? Vielleicht. Zumindest fällt es schwer, sich seinem Charisma und seiner Überzeugungskraft zu entziehen. Er selbst sieht sich als Weltverbesserer, fest entschlossen, seine Botschaft mit der Menschheit zu teilen: „Wir verschmutzen die Erde, beuten sie aus, konsumieren, jagen Geld und Illusionen hinterher. Aber sind wir deshalb glücklich? Sind wir deshalb stark? Sind wir deshalb gesund?“ Hof ist sich sicher, einen Ausweg gefunden zu haben. „Jeder Mensch hat eine Bestimmung, meine ist es, die Menschen glücklich, stark, gesund zu machen.“ Wohl auch, weil er am eigenen Leib gespürt hat, was Leid bedeutet: Als sich seine erste Frau Olaya im Juli 1995 das Leben nahm, blieb Hof mit einem gebrochenen Herzen und vier kleinen Kindern zurück. Seine Frau hatte sich nie für seine Methode interessiert, dennoch machte er sich Vorwürfe: Hätte er ihr helfen können, gegen ihre Depression und Persönlichkeitsstörung anzukämpfen? Trost fand er nur in der Kälte, „sie stellt deinen Gedanken ruhig,“ sagt er. Mit ihr bekämpfte er seinen Schmerz. Und nahm sich fortan vor, andere Menschen vor einem ähnlichen Schicksal zu bewahren. 

Laut Weltgesundheitsorganisation WHO leidet weltweit jeder zehnte Mensch an Depression, dieses Jahr wird die Krankheit vermutlich auf Platz zwei der häufigsten Todesursachen stehen. “Alltäglicher oder oxidativer Stress, traumatische Erlebnisse, Krankheiten, Probleme in der Partnerschaft, all das kann zu einem hormonellen Ungleichgewicht und letztlich zu psychischen Erkrankungen führen“, so Hof. Er ist überzeugt: „Mit meiner Methode kann man das jeweilige Defizit ausgleichen und Kontrolle über seinen Gemütszustand zurückerlangen.“ Neben wissenschaftlichen Untersuchungen in Amsterdam und Nimwegen, findet derzeit eine klinische Studie mit 140 Patientinnen in San Francisco statt, die die Wirkung der Wim Hof Methode auf Depressionen untersucht. 

Kein Wunder der Natur.

„Ich brauche noch mehr Studien, es muss weiter geforscht werden!“, fordert Hof. „Es ist wichtig, dass Menschen erkennen, dass meine Methode kein Hippie-Hallelujah-Flower-Power-Quatsch ist!“ Während seine skurrilen Kälteweltrekorde am Polarkreis, auf dem Kilimandscharo oder Mount Everest demonstrieren sollen, wozu der Mensch fähig ist, dienen wissenschaftliche Test und klinische Studien dazu, auf die medizinische Bedeutung seiner Methode aufmerksam machen. Zunächst beweisen sie vor allem eines: Der Mann mit den eisblauen Augen ist kein Wunder der Natur, biologisch ist bei ihm alles ganz normal. 

2007 ließ er sich vom renommierten Feinstein Institut for Medical Research untersuchen. Die Ergebnisse zeigten, dass er mithilfe seiner Atemtechnik tatsächlich in der Lage zu sein schien, sein Immunsystem zu beeinflussen und Entzündungsprozesse im Körper zu unterdrücken, die mit chronischen Krankheiten in Verbindung gebracht werden. Das bislang spektakulärste Experiment starteten jedoch Forscher der Radboud-Universität Nijmegen. „Wir dachten, ‘Na gut, lass uns ihm eine Chance geben‘, sagt Dr. Matthijs Kox, einer der Studienleiter. „Allerdings rechneten wir mit negativen Ergebnissen.“

Kox und seine Kollegen injizierten 24 Freiwillige mit einem Endotoxin. Die Substanz löst normalerweise eine Überreaktion des Immunsystems und starke, grippeähnliche Symptome aus. Während die eine Hälfte der Gruppe unter starker Übelkeit, Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen litt, wies die andere Hälfte kaum Symptome auf, dafür deutlich niedrigere Entzündungswerte und eine gesteigerte Adrenalin-Ausschüttung. Das Hormon beeinflusst Stress- und Immunreaktionen, also auch Entzündungsprozesse. Das Erstaunliche: Letztere Testpersonen hatten zehn Tage zuvor die Wim Hof Methode erlernt und praktizierten während des Experiments die erlernte Atemtechnik. In den später in Proceedings of the National Academy of Sciences  veröffentlichten Ergebnissen, sahen viele chronisch Kranken einen Hoffnungsschimmer. Der Autor der Studie warnt: „Wir wissen das schlicht noch nicht,“ sagt Kox. Für ihn ist nach wie vor unklar, welche langfristigen Auswirkungen, insbesondere auf chronische Entzündungserkrankungen, diese Atemtechniken haben.

Lebe lang und in Shorts.

Für Hof hingegen bewies das Experiment, dass seine Methode funktioniert. „Jeder kann sie anwenden – innerhalb kürzester Zeit,“ darauf ist er stolz. Und seither, so erklärt er, sei es leichter geworden, Menschen von ihr zu überzeugen. „Leider sind Studien zu natürlichen Heilverfahren teuer und werden nicht von den großen Pharmakonzernen finanziert,“ beklagt Hof. „Trotzdem muss ich nach deren Regeln spielen um Anerkennung für meine Methode zu bekommen. Und natürlich sind sie nicht daran interessiert, dass Menschen ohne Pillen gesund bleiben.“ Wenn es nach ihm ginge, würde seine Methode längst in Schulen unterrichtet und von Ärzten empfohlen. „Ich liebe die Wahrheit, ich liebe Menschen. Ich will, dass sie länger und besser leben und das Leben lieben.“ So wie er das Leben liebt. Mit all seinen Extremen. Bald besteigt der hoffentlich wieder den Kilimandscharo. Natürlich in Shorts. Das bringt Aufmerksamkeit. Er verabschiedet sich mit den Worten: „Einfach atmen und morgens kalt duschen. Und wenn es draußen kühl ist, die Jacke ausziehen!“

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@iceman_hof


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